Die erfolgreiche Integration von KI-Technologien in Unternehmen erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch eine enge Einbindung der Mitarbeitenden. Der 5. PAL-Unternehmensworkshop Brandenburg am 16. Januar 2025 griff die Diskussion zu Partizipationsmöglichkeiten aus dem 4. Workshop auf. Die Teilnehmenden diskutierten zu unterschiedlichen Bewertungsperspektiven und deren Berücksichtigung in Entscheidungsprozessen bei der Auslegung von datenbasierten Assistenzsystemen.
Ein Betrieb berichtete über ein gut akzeptiertes digitales Tool zur Erfassung von Mitarbeitervorschlägen zur Prozessverbesserung, über die dann die Fachabteilungen entscheiden. In anderen Unternehmen werden Entscheidung vom Geschäftsführer gemeinsam mit kaufmännischer und technischer Leitung getroffen. Teilweise wird externe Beratung genutzt, um wirtschaftliche und strategische Risiken besser abschätzen zu können. Besondere Herausforderungen bestehen für viele Unternehmen in der Bewertung „immaterieller“ Anschaffungen wie IT-Dienstleistungen und Software, da ihr langfristiger Nutzen schwer zu beurteilen ist.
Zusammengefast bestätigten die Teilnehmenden die Notwendigkeit strukturierter Entscheidungsprozesse, die alle Unternehmensperspektiven einbeziehen.
Großen Raum nahm die Diskussion ethischer und nicht monetär bewertbarer Aspekte von Assistenzsystemen ein. Vor dem Hintergrund von PAL-Praxisprojekt 8 beschäftigten sich die Anwesenden mit der Frage, wie mittels KI-Assistenz Erfahrungswissen bewahrt und an künftige Generationen weitergeben kann – ein Thema, das insbesondere für die Nachfolgeplanung in Unternehmen von Bedeutung ist.
Ein weiterer Aspekt war die Akzeptanz von KI-Technologien in der Belegschaft, ob KI als unterstützendes Werkzeug anstatt als Bedrohung wahrgenommen werden kann. Da viele KI-Systeme aktuell von monopolisierten Großkonzernen angeboten werden, warf die Diskussion auch Fragen zur Datenhoheit und -sicherheit auf. Hierbei besteht Unsicherheiten darüber, ob KI-Lösungen tatsächlich neutral und wertebasiert agieren.
Als hilfreiches Instrument für eine Entscheidungsfindung, die auch nicht monetäre Aspekte berücksichtigt und auch Partizipation unterschiedlicher Interessengruppen unterstützt, wurde die Conjoint-Analyse vorgestellt. Diese kann es Unternehmen ermöglichen, Nutzerpräferenzen für eine konkrete KI-Lösungen besser zu verstehen. Anhand eines Testbeispiels zur Entwicklung eines Cobot-Systems wurde die Methode mit dem Tool „conjointly“ demonstriert.
Abschließend wurden zentrale Fragestellungen für die zukünftige Auseinandersetzung mit KI diskutiert. Viele Unternehmen wünschen sich eine intensivere Beschäftigung mit langfristigen KI-Trends und deren Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Besonders betont wurden die psychologischen und sozialen Implikationen der Digitalisierung: Wie verändert KI bspw. Unternehmenskultur und Zusammenarbeit? Wie gelingt die Wertevermittlung in einer zunehmend von der KI geprägten Arbeitswelt?
Ein weiteres wichtiges Thema war der nachhaltige Umgang mit der Schnelllebigkeit von Wissen. Es wurde diskutiert, wie traditionelle Berufsbilder durch KI transformiert werden und welche kognitiven Fähigkeiten bei der Arbeit künftig erforderlich sind. Der 5. PAL-Unternehmensworkshop zeigte, dass sich Führungskräfte in den Unternehmen bereits intensiv mit Fragen weit über die klassische Investitionsentscheidung hinaus auseinandersetzen. Es bestand Übereinstimmung, dass die partizipative Entwicklung wie auch die Einführung von KI-Systemen in Unternehmen nicht nur technologische, sondern auch soziale, kulturelle und psychologische Fragestellungen mit sich bringen, die auf gleiche Weise Berücksichtigung finden sollten.
